Ein zufällig gewählter Mountainbiketrail ist zu Beginn ganz flüssig, wird dann aber immer enger, bis man regelmässig vom Rad steigen muss und sich dann irgendwann, das Bike auf dem Hinterrad durch das Dickicht stossend, fragt: Mountainbiketrail oder eher Wildschwein-Trampelpfad? Wer schon mal in der Toskana biken war, ausgenommen bei Ernesto Hutmacher natürlich, kennt dieses beklemmende Gefühl vermutlich. Wie gut das Wegenetz in der Schweiz oder in Österreich doch ist, würdigt man spätestens dann. Und erst noch für Mountainbikes! Allerdings – dies hat jedoch seinen Preis. Wie viel unserer Erfahrung nach, Gemeinden und Tourismusdestinationen für einen Mountainbiketrail aufwerfen müssen und wovon die Kosten abhängig sind, wollen wir hier mit dir teilen.
Unser Konzeptmodell zur Entwicklung einer Mountainbike-Destination basiert auf den drei Grundelementen Trails, Services und Identität. Meist beurteilen Tourismusdestination die Trails als das Element, das am meisten Investitionen benötigt; also die grössten Kosten verursacht.
Wie verhalten sich diese Kosten tatsächlich?
Kurz gesagt: Die Summe pro Laufmeter ist am niedrigsten, wenn es darum geht, einen bestehenden Wanderweg für Mountainbiker tauglich zu sanieren, sprich umzufunktionieren. Mehr in die Hand nehmen muss man wenn ein Jumptrail oder eine Downhillstrecke mit grossen Hindernissen und Erdverschiebungen geplant ist. Ein so genannter Flowtrail liegt preislich irgendwo dazwischen. Ganz grob kann man sagen, dass je steiler ein Trail, desto steiler auch seine Kostenkurve ist. Und je flacher ein Trail, desto überschaubarer sind seine Unterhaltskosten. Das gilt aber wie gesagt nur rudimentär. Für genauere Preiskalkulationen für die Erstinvestition sind hauptsächlich vier Faktoren zu berücksichtigen, die den Streckenmeterpreis beeinflussen.
1) Zielprodukt
An erster Stelle kommt die Frage nach dem Ziel: Was will man? Soll es einen schmalen Singletrail geben oder einen perfekten Flowtrail? Braucht es Hindernisse, braucht es grosse Absätze? Je nach Zielprodukt variiert der Preis.
2) Rahmenbedingungen
Als nächstes sind die Rahmenbedingungen zu prüfen: Wie sieht die gesetzliche Ausgangslage aus, welche Bewilligungen sind notwendig? Ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor ist auch das ansässige Lohn- und Preisniveau, welches von der Wirtschaftskraft abhängt. Es leuchtet sicherlich ein, dass zum Beispiel der gleiche Trail in Zürich teurer ausfällt als in Süditalien.
3) Topographie
Die Topographie hat einen direkten Einfluss auf die Kostenfrage: Wo lang führt der Trail, wie steil ist das Gelände und wie zugänglich ist die Baustelle? Wenn man zum Beispiel das Baumaterial mit dem Helikopter einfliegen lassen muss, hat das einen anderen Preis als wenn eine Zufahrtstrasse besteht. Gewöhnlich steigen die Kosten mit der Geländeneigung. Je steiler, je teurer. Gewichtig ist ausserdem der Entscheid, ob es Importmaterial braucht – also ob man Material wie Erde, Steine et cetera zuführen muss oder ob dieses vor Ort bereits zur Genüge vorhanden ist. Und wenn es Spezialbauten braucht, wie zum Beispiel Brücken, kostet dies zusätzlich. Zu guter Letzt sollte man analysieren, ob es vor Ort eher organisches oder mineralisches Material gibt – oder ein bisschen von beidem.
4) Bauqualität & Planung
Sämtliche bereits genannten Faktoren sind in den allermeisten Fällen gegeben. Was aber beim Evaluationsprozess direkt beeinflusst und bewusst gewählt werden kann, ist die Bauqualität. Je besser und detaillierter die Planung und das Design angegangen werden, desto besser wird am Schluss auch die Qualität des Trails. Deshalb lohnt es sich für diese Projektphase etwas mehr Zeit und Geld zu investieren. Natürlich spielt die effektive Bauqualität, welche von der Baufirma abhängt, eine essenzielle Rolle. Diese kann von Anbieter zu Anbieter sehr unterschiedlich sein. Es lohnt sich hier also eine sorgfältige und gute Wahl zu treffen. An dieser Stelle ein guter Tipp, woran ein professioneller Trailbauer unter anderem zu erkennen ist: Wenn er einen Klinometer dabei hat! Wenn er nicht weiss, was das ist, dann hat man es wohl mit der Sorte „steile Kostenkurve“ zu tun.
Obacht! Es gilt zu bedenken…
… dass sich die Kosten eines Trails nicht ausschliesslich auf die Erstinvestion beziehen. Ein Trail erzeugt ganz zu Beginn beim Bau, dann aber auch bei der Instandhaltung und bei der Instandsetzung einen Aufwand. So sieht nämlich ein gesunder Lebenszyklus eines Trails aus. Ökonomisch lässt sich das wie folgt darstellen: Auf der Y-Achse sind die Kosten angesiedelt und auf der X-Achse die Lebensdauer. Zu Beginn gibt es einen Abschnitt, bei dem unser I0 liegt, die Anfangsinvestition. Ausgehend vom höchsten Punkt, zeichnet sich dann eine steigende Kurve ab und diese zeigt die Unterhaltskosten über den Zeitstrahl hinweg an. Nimmt man sich wirklich die Mühe, dies grafisch darzustellen und zu berechnen, kommt man zur Erkenntnis, dass es nicht so entscheidend ist, ob die Erstinvestition 100‘000.- oder 120‘000.- Franken beträgt. Viel ausschlaggebender ist, wie steil die Kurve der Unterhaltskosten ist. Wir kennen Fälle, in denen die Unterhaltskosten bis zu 25 Prozent der Anfangsinvestition betragen. Setzt man dies in den Vergleich mit Unterhaltskosten von 7 bis 8 Prozent, dann resultiert dies in einem Faktor von 3 bis 4!
Klipp und klar: Ein Trail mit geringen Unterhaltskosten ist früher rentabel.
Zu guter Letzt…
Was wir abschliessend als unserer Meinung nach wertvollsten Rat im wahrsten Sinne des Wortes «mit auf den Weg» geben möchten: Ein Trail hat immer eine befristete Lebensdauer und diese hängt stark von der Bauqualität ab. Wer kostenbewusst bauen möchte, tut dies nachhaltig. Und dies bedeutet zu Beginn etwas mehr Geld für eine gute Bauqualität zu investieren um die Folgekosten tief und unter Kontrolle zu halten. Wer euphorisch billig baut, kann von steil zunehmenden Folgekosten für den Trailunterhalt unliebsam überrascht werden. Es wäre schade, wenn ein frisch in Stand gesetzter Wanderweg so wieder von der Bildfläche verschwindet.